Gemeint ist ein Problem in der Planung und Disposition von Material. Dieses stellt sich so dar, dass sich Schwankungen von geplanten Absatzmengen z.B. eines Händlers nicht nur auf seine Bestellungen beim Produzenten sowie dessen Beschaffung bei seinen Lieferanten durchschlagen, sondern diese noch verstärken (aufschaukeln). Viele Unternehmen reagieren darauf mit der Bildung von hohen Lagerbeständen, um die Schwankungen abfangen zu können, ohne jedoch das dispositionsimmanente Problem zu lösen. Das Gegenmittel dazu ist Supply Chain Management
mit Hilfe von Simulation über die gesamte, manchmal globale Wertschöpfungs-Kette. Im Beispiel:
wenn nur das Gerücht verbreitet wird, dass der Umsatz steigen könnte, disponiert der nächste 10% mehr, der übernächste vielleicht 20% und der dritte möglicherweise 35%. Das erzeugt Lagerbestände, auch wenn tatsächlich 10% Zuwachs eintreten sollten. Aus der Praxis kommt folgende Definition: „Wenn der erste einen leichten Schnupfen bekommen hat, erkrankt der letzte in der Reihe an einer schweren Grippe“
Quelle: Helfrich, Christian: Praktisches Prozess-Management – Vom PPS-System zum Supply Chain Management. Hanser Verlag
Der Begriff Bullwhip-Effekt (Peitschenschlag-Effekt) beschreibt folgende Erscheinung in mehrstufigen logistischen Ketten, z.B. Händler, Großhändler, Produzent, Lieferant: obwohl die Variabilität der Nachfrage beim Händler gering ist, zeigt die Nachfrage, der sich der Großhändler gegenübersieht (die Bestellungen der Händler) bereits größere Schwankungen. Die Nachfrage, die beim Produzenten eintrifft (die Aufträge der Großhändler) hat eine noch höherer Variabilität, usw. Je weiter man stromaufwärts in der Supply Chain ist, umso größer ist die Variabilität der Nachfrage. Dies wurde bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhundert von Forrester mit einem kontinuierlichen Simulationsmodell (Simulationssprache Dynamo) gezeigt.
Der Begriff Bullwhip-Effekt scheint von Procter und Gamble geprägt worden zu sein, nachdem man dort die Nachfrage nach Pampers-Windeln untersucht hatte. Da die Anzahl an Babys (Endverbraucher) mittelfristig konstant war, konnte auch von einer geringen Variabilität der Nachfrage nach Windeln ausgegangen werden. Das war auch der Fall. Trotzdem beobachtete man bei Procter and Gamble, dass die aus dem Handel eintreffenden Aufträge starken Fluktuationen unterworfen waren. Die Schwankungen waren wesentlich größer als die Bedarfsschwankungen, denen sich der Handel gegenübersah. Außerdem beobachtete man umso höhere Nachfrageschwankungen, je weiter eine Stufe der logistischen Kette von der letzten Stufe (Endverbraucher) entfernt war.
Quelle: Wikipedia